Dienstleistung
Das Institut für Rechtsmedizin erbrachte 2024 in allen Abteilungen ein breites Spektrum an forensischen Dienstleistungen: Die Forensische Medizin führte über 800 Legalinspektionen und fast 250 Sektionen durch, die Verkehrsmedizin mehr als 1'000 Untersuchungen. Die Forensische Genetik bearbeitete über 6'900 DNA-Analysen. Die Forensische Chemie und Toxikologie führte rund 3'800 forensisch-toxikologische und -chemische Analysen durch.
Forensische Medizin


Ein Drittel unserer Dienstleistungen sind Legalinspektionen bei assistierten Suiziden (aS, 33.9%). Weitere Schwerpunkte bilden körperliche Untersuchungen (20.5%) und Legalinspektionen bei aussergewöhnlichen Todesfällen (agT, 19.7%). Sektionen (einschliesslich amtsärztlicher Obduktionen des IRM) machen 16.1% der Dienstleistungen aus.
Die Entwicklung der Fallzahlen über die letzten fünf Jahre zeigt bemerkenswerte Trends: Die Zahl der assistierten Suizide stieg kontinuierlich und deutlich an, von 203 Fällen im Jahr 2020 auf 516 Fälle im Jahr 2024. Die Gesamtzahl der Legalinspektionen erhöhte sich entsprechend von 468 auf 816 Fälle.
Bei den Obduktionen ist ein moderater, aber stetiger Anstieg zu verzeichnen, von 169 auf 245 Fälle.
Besonders interessant ist die Entwicklung der Altersschätzungen, die einen deutlichen Zusammenhang mit den Asylgesuchen in der Schweiz zeigt: Der Anstieg von 60 Fällen (2020) auf den Höchststand von 357 Fällen (2023) und der anschliessende Rückgang auf 273 Fälle (2024) korreliert stark mit der Entwicklung der Asylgesuche in der Schweiz.
Die Zahl der Untersuchungen bei Sexualdelikten blieb mit 61 bis 83 Fällen pro Jahr konstant, ebenso die Anzahl der Tötungsdelikte mit 10 bis 13 Fällen jährlich.
Neben der Dienstleistung werden am IRM folgende Projekte durchgeführt:
- UNICEF-Beratungsmandat im Libanon, laufend
- Optimiertes Todesfallmanagement in Baselland, abgeschlossen
- Prozessentwicklung für die Assistierten Suizide «Pegasos» im Kanton Solothurn, abgeschlossen
Unsere Mitarbeitenden bilden wir mit einer«juristisch-kriminalistischen Reihe» weiter, welche auf die Schnittstellen der Rechtsmedizin mit verschiedenen Rechtssystemen fokussiert. In der rechtsmedizinischen Weiter- und Forbildung für externe Personen bieten wir regelmässige Schulungen für Polizei, Staatsanwaltschaft und Rettungsdienste sowie spezielle Schulungsangebote für Pflegekräfte an. Die Ausbildung von Medizinstudierenden bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer Lehrtätigkeit.
Verkehrsmedizinische Dienstleistungen


Die Abteilung Verkehrsmedizin führte 2024 insgesamt 1'016 verkehrsmedizinische Untersuchungen durch, was einen Anstieg von 13.4% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Diese gliederten sich wie folgt auf:
- 464 Erst- und Neubegutachtungen (45.7%)
- 317 Verlaufskontrollen (31.2%)
- 8 Kontrollfahrten (0.8%)
- 227 Zeugnisbegutachtungen (22.3%)
Die Zahlen zeigen eine positive Entwicklung bei den Erst- und Neubegutachtungen mit einem Anstieg von 10.7% sowie bei den Verlaufskontrollen mit einem Zuwachs von 10.1%. Die Anzahl der durchgeführten Kontrollfahrten reduzierte sich auf 8 Fälle.
Zur Förderung der regionalen Zusammenarbeit wurde 2024 erneut ein Netzwerktreffen für administrativ-tätige Personen und verkehrsmedizinisch-tätige Ärzte durchgeführt mit Vorträgen zu «Mut zur Entscheidung, Beurteilung der Verkehrsrelevanz kognitiver Defizite» und «Gutachten, die vollständig, schlüssig und nachvollziehbar sind».
In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Forensische Medizin und den Polizeikorps Basel-Land und Basel-Stadt wurde eine Verkehrs-Grosskontrolle durchgeführt.
Als wichtiger Meilenstein wurden 2024 die Vorbereitungen für die ab 2025 geplante Akkreditierung der Abteilung Verkehrsmedizin intensiviert. In diesem Rahmen wurden bestehende QM-Leitlinien überarbeitet und neue erstellt.
Forensische Genetik


Die Abteilung Forensische Genetik erledigte 2024 erfolgreich ein umfangreiches Auftragsvolumen in allen Bereichen der DNA-Analytik. Bei den Spurenanalysen wurde mit 5'647 DNA-Analysen die kontinuierliche Zunahme des Untersuchungsvolumens bestätigt. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl der bearbeiteten Spurenfälle wider, die mit 3'072 Fällen einen neuen Höchststand markierte.
Im Bereich der DNA-Analysen (Personenproben, WSA=Wangenschleimhautabstrich) war mit 1'267 Untersuchungen ein leichter Rückgang zu verzeichnen, was dem mehrjährigen Trend entspricht.
Die Anzahl der privaten und gerichtlichen Abstammungsuntersuchungen bewegte sich mit 50 Fällen und 143 zugehörigen DNA-Analysen auf einem höheren Niveau als in den Vorjahren. Im Bereich der Identifikationen wurden 39 Fälle bearbeitet, was im Durchschnitt der letzten Jahre liegt.
Seit der Gesetzesänderung im August 2023 bietet die Abteilung auch DNA-Phänotypisierungen an. Diese Untersuchungen von kodierenden DNA-Bereichen ermöglichen Aussagen über äusserliche Merkmale und die biogeographische Herkunft einer Person. Die Prüfung geeigneter Altfälle («Cold Cases») für diese neue Analysemethode wird fortgesetzt.
Mit der Einzelzellanalyse mittels DEPArray™ und des intern entwickelten Spurensaugers «DNA Buster» stehen der Abteilung Forensische Genetik und ihren Auftraggebern zusätzliche innovative und effiziente Möglichkeiten zur Verfügung.
Forensische Chemie und Toxikologie


Die Abteilung Forensische Chemie und Toxikologie optimierte 2024 erfolgreich ihre analytischen Methoden und Laborabläufe. Zwei neue Methoden zur quantitativen Untersuchung von Blutproben auf Cannabinoide und Benzodiazepine wurden nach den Richtlinien der SGRM und GTFCh validiert und in die Routine eingeführt. Die Methoden zeichnen sich durch einen reduzierten Probeneinsatz von 50 µL, eine vereinfachte Probenaufarbeitung und ein deutlich erweitertes Analytenpanel aus.
Mit der Installation eines zweiten baugleichen Analysengeräts wurde ein wirksames Backupsystem für die Gehaltsbestimmung von Drogen und Medikamenten in biologischen Proben etabliert. Das Screening auf körperfremde Stoffe erfolgt nun vollständig mittels hochauflösender Massenspektrometrie. Diese Massnahmen führten zu einer Reduzierung der Bearbeitungszeiten der forensisch-toxikologischen Fallproben im Routinebetrieb.
Im Bereich der Forensischen Chemie wurde ein neues IMS-Gerät angeschafft. Das Gerät ermöglicht eine deutlich höhere Empfindlichkeit bei der Detektion von psychotropen Substanzen sowie die Erfassung eines breiteren Substanzspektrums.
Als Reaktion auf neue Drogentrends, insbesondere Cathinone, Fentanylanaloga und Nitazene, wurde das ATR-IR erfolgreich in die Routinearbeiten eingebunden. Für Cathinone wurden bereits validierte Bestätigungsmethoden etabliert, für weitere Substanzklassen befinden sich diese in der Entwicklung.
Besondere Erfolge 2024:
- Erfolgreiche Re-Akkreditierung durch die Schweizerische Akkreditierungsstelle (SAS) im Februar
- Vier Expressanalysen bei Verdacht auf synthetische Opioide in enger Zusammenarbeit mit der Polizei Basel-Stadt
- Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung von Ketamin für die Staatsanwaltschaft Zürich in Kooperation mit dem FOR Zürich
Drug Checking
Die Abteilung führte auch im Jahr 2024 für verschiedene Drug Checking-Anbieter laborchemische Analysen von Freizeitdrogen und deren pharmakologisch aktiven Streckmitteln durch.